Healy Pass & Copper Mine Trail

 

 

Beim Abbauen ist der Himmel ziemlich verhangen und es nieselt leicht. Nach 14 Tagen ist heute der erste Tag, an dem es wirklich feucht ist. Bisher haben wir absolut Glück gehabt.

Abbau bei Nieselregen
Abbau bei leichtem Nieselregen

Zum Glück haben wir hier einen Aufenthaltsraum und können noch ganz in Ruhe und im Trockenen frühstücken. Die Zelte sind anschließend schnell eingepackt und wir starten zu unserer Tour auf die Beara Halbinsel. Wir vertrauen der Dichtigkeit unserer Klamotten und lassen die Regenjacken vorerst im Koffer.

Nieselregen
Nieselregen

Bei Kenmare erreichen wir wieder das Wasser und die Halbinsel Beara. Ab hier fahren wir nun auf dem Ring of Beara. Der Ring of Beara ist eine 140 km lange Panoramaküstenstraße, die die Beara-Halbinsel umrundet. Der Wild Atlantic Way folgt zu weiten Teilen dieser Route und spart lediglich die Hauptstraße N71 über die Caha Mountains zwischen Kenmare und Glengariff aus. Für Reisebusse ist der Ring of Beara ungeeignet, Fahrzeuge über 2,8 Tonnen sind sogar verboten.

Auffällig sind die sehr hohen Rhododendronhecken, die hier so ziemlich an allen Straßen zu finden sind. Das macht das Fahren nicht einfacher, da oftmals die Sicht in Kurven ziemlich erschwert wird.

Rhododrendronhecken
Auffällig hohe Rhododendronhecken

Dann erreichen wir den Healy Passes. Am Fußes des Passes gibt es ein kleines Café und wir stärken uns erst einmal mit Scones und Clotted Cream und Kaffee. Witzig ist noch, dass wir hier wieder das nette Pärchen von der Sky Road treffen, das uns über ihren Sohn in Soltau erzählt hatte.

Nach 30 Minuten geht es weiter. Der 300m hohe Healy Pass verbindet die Nord- und Südseite der Beara Halbinsel über viele schöne Serpentinen, die allerdings teils ziemlich eng sind und schon große Konzentration durch den Linksverkehr erfordern. Außerdem hatte ich vorher schon über den Pass gelesen, dass dieser meistens in Wolken gehüllt ist. So auch heute.

Healy PassHealy Pass im Nebel

Viel sehen wir also nicht. Eigentlich ist geplant, den Healy Pass nur bis zum höchsten Punkt zu fahren und dann wieder umzudrehen, da wir sonst nicht die geplante Route um die Halbinsel fahren können. Bei der schlechten Sicht und der engen steilen Abfahrt finden wir aber keinen geeigneten Wendepunkt und fahren bis Adrigole im Süden der Halbinsel durch. Der weitere Routenverlauf verläuft daher anders als geplant. Es geht weiter westlich um die Halbinsel herum. Bei Derreenataggart gibt es dann auch noch einen Stone Circle zu bestaunen.

Derreenataggart Stone Circle
Derreenataggart Stone Circle

Ich bin nach einem halben Tag Nieselregen bereits leicht genervt wegen des Wetter. Für einen Moment sieht es so aus, als ob es etwas besser werden würde. Das ändert sich jedoch wieder, als wir die Allihies Kupferminen erreichen.

Allihies Copper Mines
links oben der Allihies Copper Mines Shaft

Diese Kupferminen, die bis ins Jahr 1882 aktiv waren, befinden sich an den Berghängen über dem gleichnamigen Ort. Früher arbeiteten sich die Minenarbeiter über 420 Meter in den Berg hinein – bis ca. 280 m unter Meereshöhe! Ein markierter Wanderweg, der „Allihies Cooper Mine Trail“, verbindet die einzelnen Minen miteinander. Da wir ja keinen Halt vor Wanderwegen machen und auch nirgends ein Verbotsschild sehen, setzen wir unsere Fahrt über den Trail fort. Was dann kommt, ist so ziemlich das Härteste, was mir in meiner Motorradlaufbahn unter die Reifen gekommen ist.

Copper Mine Trail
Wanderweg Copper Mine Trail

Unbefestigte und bewachsene Wege, seitlich abfallender Abgrund und steile nicht einsehbare Kurven...ich schwitze Blut und Wasser und keife ins Mikro. Von Axel kommt nichts zurück. Entweder hat er die Sena aus oder ist wie ich hochkonzentriert. Dass wir uns tatsächlich auf einem Wanderweg befinden, erkennen wir hinter einer der nächsten Kurven, als wir freundlich winkenden Wanderern begegnen.

freundliche Wanderer
freundlich winkende Wandertouristen

Es sind nur etwa 5 Kilometer, aber die haben es absolut in sich. Es sieht zwar alles cool und entspannt aus, ist es aber nicht. Der aufgebrochene Aphalt ändert sich kurze Zeit später in tiefen Schotter. Normalerweise würde ich jetzt mein Mopped abstellen und nicht mehr weiterfahren, aber ich habe wenig Hoffnung, dass mein Stoppen überhaupt irgendjemand auffällt, geschweige denn, dass es jemanden gibt, der meine Maschine hier rausfährt. Also muss ich irgendwie weiter...

Ich bin erstaunt, wie Micha ganz souverän seine MZ hier durchbalanciert. Unsere Maschinen sind dafür gemacht, also müsste ich es doch eigentlich auch schaffen. Ich schreie mich innerlich an und krieche über den Schotter weiter. Dann vernehme ich lautstarkes Knattern und werde sogleich von 2 Enduristen und einen Quadfahrer überholt. Ich will eigentlich nur noch raus hier.

Copper Mine Trail
auch das noch...

Die letzte Panikattacke bekomme ich, weil wir am Ende des Trails vor einem Viehgatter stehen und ích befürchte, dass wir nun die ganze Strecke zurückfahren müssen. Zum Glück bewahrheitet sich die Horrorvorstellung aber nicht, das Gatter lässt sich öffnen und wir können weiterfahren. Nach weiteren 500 Meter haben wir endlich wieder festen Boden unter den Reifen.

Viehgatter
der Quadfahrer macht´s vor - das Viehgatter lässt sich seitlich zum Glück öffnen

Der Copper Mine Trail hinterlässt mentale Spuren. Von uns hat keiner mehr richtig Lust, jetzt noch irgendwelche schmalen und/oder unbefestigte Strecken zu fahren. Um wieder auf die eigentliche Route zu kommen und die letzten 20 Kilometer auf der Südseite der Beara Halbinsel zu fahren, müssten wir den Healy Pass ein weiteres Mal überqueren. Wir sind uns einig dies zu canceln und stattdessen den "sicheren" Weg ohne Healy Pass zu nehmen. Dadurch fahren wir zwar Teile der Route ein zweites Mal, aber das stört uns heute weniger.

Leider merken wir zu spät, dass in Axels Navi "Adventurous Routing" aktiv ist und wir anstatt über den schön breit ausgebauten Caha Pass nun über den kürzeren Priest’s Leap fahren. Der Priest’s Leap ist eine nahezu gerade aber sehr steile Singletrackroad und fordert uns ein weiteres Mal heraus.

Priests Leap
Priest’s Leap mit Blick auf die Bantry Bay im Horizont

Nach 10 Kilometern haben wir auch diese Herausforderung geschafft. Bei schönem Wetter und weniger verbrauchter Energie wäre diese Passstraße sicher ein tolles Erlebnis. Aber der Copper Mine Trail steckt uns noch in den Knochen und wir sind froh, wenn wir den heutigen Campingplatz wohlbehalten erreichen.

Gegen 19:00 Uhr schlagen wir dann beim Glampingplatz Dunbeacon auf. Das Wort "Glamping" signalisiert uns Luxus, Wohlbefinden, Erholung. Leider gibt es aber auf dem Platz außer 3 eingerichetete Tippies weder einen Laden noch einen Aufenthaltsraum noch Sauna oder irgendwas, was nach Luxus aussieht. Wir schauen uns ein Miet-Tippi an, lehnen aber dankend wegen der Gebühr ab. Alternativ entscheiden wir uns fürs Zelten. Ich finde das ziemlich teuer hier, denn wir sollen weit über 60 EUR bezahlen, können aber nach einigem Verhandeln noch auf 50 EUR drücken, aber nur bei Barzahlung. Dass die gute Dame hier wenig von Bedürfnissen für Motorradfahrer versteht, erkennen wir an den geführten Diskussionen über Bodenbeschaffenheit für Zelt und Motorräder, bevor wir dann von ihr leicht zickig eine kleine Parzelle zugewiesen bekommen. Die Mopped können wir davor auf dem Schotter abstellen. Allerdings müssen wir wegfahren, falls noch andere Gäste kommen, die genau den Platz links neben uns haben möchten. Was ich aber nicht wirklich verstehe, da wir zusammen mit einem weiteren Reisenden die einzigen Gäste hier sind und es noch massig Platz gibt.

Dunbeacon Glamping
genug Platz

Es gibt eine kleine, voll ausgestattete Küche und eine überdachte Sitzmöglichkeit mit ausrangierten Möbeln. Das Waschhaus ist in sehr gutem Zustand. Allerdings sind Küche, Toiletten und Sitzplätze nur über einen sehr steilen Anstieg zu erreichen. Nachts im Dunkeln und mit Badelatschen schon eine echte Herausforderung.

Dunbeacon Glamping
überdachte Sitzmöglichkeit beim Dunbeacon Glamping

Nach 21:00 Uhr wird es dann ungemütlich, da die Midges uns entdeckt und speziell mich ins Visier genommen haben. Also bleibt nur die Flucht ins Zelt. Außerdem fängt es jetzt auch noch an zu regnen.

Statistik pro Person:
gefahren: 224 KM
Kosten für Benzin: 22,85 € (Liter  Ø 1,70 €)
Übernachtung Dunbeacon Glamping: 17,00 €

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