Mizen Head

 

 

Wir wachen um sechs Uhr auf. Es schüttet. Also drehen wir uns erst noch einmal um. Um sieben Uhr dann haben wir Glück, es hat aufgehört. Axel öffnet das Zelt und zeitgleich quillt eine schwarze Wolke ins Zeltinnere. Milliarden von Midges haben stundenlang vor dem Zelt gelauert, um nun unnachgiebig nach Opfern zu suchen und ihren Hunger zu stillen.

Wir flüchten so schnell es geht, was sich aber als anstrengender Frühsport entpuppt, da der Anstieg zum Waschhaus mit den nassen Badeschlappen kaum zu schaffen ist und uns diese schwarze Midges-Wolke verfolgt.

Nach dem Frühstück fängt es wieder an zu regnen, uns bleibt umlagert von Midges und völlig zerstochen nichts anderes übrig, als das Zelt klitschenass einzupacken.

Zeltabbau im Regen
alles klitschenass

Es hat gerade mal zwei halbe Tage genieselt und wir sind schon genervt. Gar nicht auszumalen, was wir bei schlechtem Wetter an den anderen Tagen gemacht hätten. Wir beratschlagen uns, welche Route wir heute aufgrund des Regens überhaupt fahren wollen. Der Trend geht eindeutig zu "schnurstracks" gen Osten nach Cork. Allerdings werden wir hier in den nächsten Jahren nicht wieder hinkommen und entscheiden uns doch, trotz Nebel und Regen zum Leuchtturm Mizen Head zu fahren.

Richtung Mizen Head
Richtung Mizen Head

Die Mizen-Halbinsel ist die südlichste der vier südwestlichen Halbinseln Irlands und gehört zur Grafschaft Cork. Sie hat die Form zweier Finger, von denen der nördliche „Sheep’s Head“ genannt wird und zu den abgeschiedensten Regionen der gesamten Insel gehört.

Das Wetter wird nicht besser. Wir sehen eigentlicht nichts oder nicht viel. Sehr schade, der Blick aufs Wasser mit den schroffen Felsen muss bei Sonne fantastisch sein.

Mizen Head im Nebel
Mizen Head im Nebel

Im Souvenirshop suchen wir nach etwas, was Sinn macht und was wir mit nach Hause nehmen können, finden aber nicht wirklich etwas. Neben Geschirrhandtücher mit Mizen Head Leuchtturm (braucht man so was?) oder Kerzen, Hautcreme und Stofftiere gibt es unzähligen anderen z.T. nicht bezahlbaren Schrott im Überschuss. Wir suchen eine einfache Flagge, so etwas gibt es hier aber nicht. Ein Besuch der Signal Station ist nur über die Brücke (Startbild) und einen Ticketkauf möglich. Da wir sowieso nichts sehen, sparen wir uns die 15 EUR und gönnen uns Scones im angrenzenden Café.

Scones
Scones im Mizen Head Café

Kein Vergleich zu den Scones im Bilberry Mill Café in Bushmills. Diese hier sind klein, hart und geschmacklos. Und für das Geld viel zu teuer. Da gibt es also wirklich gewaltige Unterschiede. Einzig der Kaffee schmeckt.

Bei Regen geht es nun wieder zurück in Richtung Cork. Wir kommen gut voran, der Regen lässt irgendwann nach und es wird auch wieder wärmer. Beim nächsten Tankstopp in Dunmanway signalisiert uns Micha, dass mit seiner Maschine etwas nicht stimmt. Ein fachmännischer Blick oder besser gesagt ein fachmännisches Gehör seinerseits erkennt, dass eine Zündspule defekt ist und getauscht werden muss.

MZ kaputt
MZ kaputt

Das Ersatzteil hat Micha sogar an Bord und beginnt mit dem Schrauben. Und wie wir so pausieren, entdeckt Axel ein Wandgemälde. Unsicher, wen oder was das darstellen könnte, vermutet Axel aufgrund der Darstellungsart eine von Banksy hergestellte Malerei. Da ich eher Kulturbanause bin, kann ich weder dementieren noch zustimmen. Spätere Recherche ergibt aber, dass es sich um den in Dunmanway geborenen irischen Republikaner und gälischen Fußballspieler Samuel Maguire handelt, der Namensgeber des gleichnamigen Cups ist. Wen es interessiert: der Sam Maguire Cup wird jährlich an die All-Ireland Senior Champions des gälischen Fußballs vergeben.

Sam
Samuel Maguire

Nach eineinhalb Stunden röhrt die MZ wieder und es geht weiter. Um 16:00 Uhr erreichen wir nach zahlreichen Staus in Cork das am River Lee gelegene Bru Hostel, das zu allem Überfluss ebenfalls in einer stark den Verkehr einschränkenden Baustelle liegt. Wir haben mehr als Glück, als unmittelbar vor uns ein Auto einen Parkplatz räumt und dieser heute am Sonntag bis morgen früh um 8:00 Uhr kostenfrei ist. Wir quetschen uns in die Lücke und rödeln ab.

Bru Hostel
Parkplatz direkt am Bru Hostel

Das Einchecken ist problemlos, das zugewiesene Zimmer wie bereits in Dublin viel zu klein. Auf einem der oberen Betten liegt bereits ein weiterer Gast, der sichtlich genervt den Raum verlässt, nachdem wir uns mit unseren stinkenden Schuhen und nach nassem Hund riechenden Klamotten breit machen.

Die anschließende Dusche tut gut und um 18:00 Uhr starten wir zur Innenstadtbesichtigung von Cork. Bei warmen Temperaturen um die 22 °C und Sonne strahlt die Stadt einfach gute Laune aus. Überall gibt es zahlreiche Restaurant und Pubs und jede Menge fröhlicher Menschen.

in Cork
auf der Mary Elmes Bridge

So richtig weit kommen wir nicht. Der Hunger meldet sich und zu verlockend sind die ganzen Angebote. Ich würde gerne noch einmal Fish & Chips essen. DAS allerdings ist richtig teuer hier. Wir ziehen weiter und vergleichen und entscheiden uns dann für ein gemütliches Restaurant.

Gold Oak
Leute beobachten bei lecker Guinness

Das Gold Oak-Restaurant liegt mitten in der Fußgängerzone und bietet hervorragenden Platz zum Draußensitzen und Leute beobachten. Das Essen schmeckt und liegt im akzeptablen Preisbereich, das Guinness ebenso.

Gegen 20:00 Uhr erreichen wir wieder das Bru Hostel und besuchen nun erst einmal die im Erdgeschoss gelegene Bru Bar, ein angesagter Pub, in dem man sieben Abende in der Woche Live-Musik von irischen und internationalen Musikern hören kann. Aus der Vielzahl der angebotenen Biere entscheiden wir uns für ein regionales, das sowas von zischt, dass wir gleich noch ein zweites bestellen.

Bru Bar
Axel holt Nachschub

Um 22:00 Uhr wird´s voll. Die Tür wird aufgestoßen, wir müssen unseren Platz am Fenster räumen und 3 Musiker mit Instrumenten machen sich breit. Noch mehr Gäste kommen und ab jetzt geht es hoch her. Die Musikergruppen wechseln sich ab, die Gäste johlen und applaudieren. Eine tolle Stimmung herrscht hier...

Musiker in der Bru Bar
Musiker in der Bru Bar

Später wird noch getanzt, es gibt musikalische Soloeinlagen, also das volle Programm. Während Micha und ich uns totmüde aufs Zimmer verziehen, bleibt Axel noch und genießt diese ausgelassene Stimmung. Wann Axel und der vierte No Name-Gast unser Zimmer betreten, bekomme ich im Tiefschlaf nicht mehr mit. Der Besuch in Cork hat jedenfalls den Tag heute gerettet. Dass wir noch einen so schönen Abend erleben, hätte ich heute morgen nicht zu hoffen gewagt.

tolle Stimmung

Statistik pro Person:
gefahren: 166KM
Kosten für Benzin: 17,43€ (Liter  Ø 1,75 €)
Übernachtung Bru Hostel: 35,00 €

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